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Techniken bei der Aufnahme         (Stand: 22.05.2023)

Manche, nennen wir es einmal Effekte, lassen sich mit dem besten Ergebnis nur durch eine spezielle Kameraführung realisieren. Teilweise gibt es aber auch einfachere Möglichkeiten, den "Effekt" umzusetzen.

Kamera-Bewegungen erklärt
Statik      Static Shoot
Beim Static Shot steht die Kamera still. Meist auf einem Stativ. Die Bewegungen finden im Filmmaterial statt.
Geeignet für:
  • Dialoge (Over the Shoulder)
  • Alles, wo sich etwas in der Scene bewegt



  • Pan      Pan Shoot
    Kamera schwenkt rechts bzw. links herum. Die Kamerabewegung sollte möglichst etwas folgen. Der Schwenk erfolgt eher langsam.
    Geeignet für:
  • Einer Bewegung folgen (z.B. gehender Mensch von links nach rechts)
  • Die Position klarstellen
  • Klarstellen, von wo aus ein bestimmtes Geräusch kommt (z.B. fahrendes Auto)
  • Dorthin schwenken, wo die Handlung weiter geht



  • TEXT      Whip Pan Shoot
    Kann als Transition genutzt werden.
    Geeignet für:
  • Schnelles hin und her zwischen zwei Personen, die in einer bestimmten Beziehung zueinander stehen (z.B. Dirigent und Musiker)



  • Tilt      Tilt Shoot
    Vertikaler Schwenk.
    Geeignet für:
  • Hohe Gebäude filmen
  • Aus der Froschperspektive die Füße filmen, dann nach oben auf den Kopf. Gibt eine gewisse Dominants der Person an



  • Pusch-In      Push In Shoot
    Kamera bewegt sich auf etwas zu.
    Geeignet für:
  • Die Aufmerksamkeit auf eine Person lenken
  • Die Aufmerksamkeit auf ein Detail lenken
  • Einsamkeit oder Unbehagen einer Person darstellen



  • Statik      Pull Out Shoot
    Wird oft genuzt, um aus etwas herauszukommen.
    Geeignet für:
  • Zeigen, wo sich der Darsteller oder das Detail befindet
  • Zurückziehen aus einer detailierten Scene
  • Personen, die hinter die Kamera blicken, raten lassen, was sich hinter der Kamera befindet
  • Entfernung von einer Person kann eine Person einsam oder hilflos darstellen



  • Statik      Zoom Shoot
    Kamera zoomt rein oder raus. Ist relativ verpönt, da das menschliche Auge nicht zoomen kann.
    Geeignet für:
  • Zeigen, wo sich der Darsteller oder das Detail befindet
  • Die Aufmerksamkeit auf eine Person lenken
  • Zurückziehen aus einer detailierten Scene
  • Langsamer Zoom auf Details erzeugen Nachdeklichkeit



  • TEXT      Crash Zoom Shoot
    Wird oft als Effekt eingesetzt.
    Geeignet für:
  • Schnelle Schnitte auf verschiedene Detailabläufe in Aktion-Scenen
  • Schnelles fokussieren auf eine Person, um eine Reaktion z.B. von den Augen ablesen zu können



  • Dolly-Zoom Dolly-Zoom-In      Dolly Zoom Shoot
    Wird als Effekt eingesetzt. Bei hinfahren der Kamera wird die Brennweite des Objektivs stätig erweitert. Bei Rückfahrten entsprechend umgekehrt.

    Geeignet für:
  • Zoom-In: Dichtes Objekt bleibt nahezu gleich, aber der Hintergrund erfasst immer mehr Fläche
  • Zoom-Out: Objekt bleibt nahezu gleich, aber der Hintergrund erfasst immer weniger Fläche
  • Dolly-Zoom-Out
    Vertigo
         Vertigo-Effekt - Spezialfall des Dolly Zoom Shoot
    Speziale Form des Dolly-Zoom ist der sogenannte Vertigo-Effekt. Da zoomt der Hintergrund entgegengesetzt zum Objekt. Der Effekt hat seinen Namen vom gleichlautenden Hitchcock-Film Vertigo. Es wird der Anschein erweckt, als ob sich der Hintergrund bewegt, nicht aber die Person oder auch ein Gegenstand. Es wird mit der Kamera z.B. auf einem Dolly zurück oder vorgefahren und dabei gleichzeitig auf den Gegenstand so gezoomt, dass der Gegenstand immer gleich groß bleibt. Es geht aber auch einfacher. Statt mit einem Dolly kann dieser Effekt auch mit einem Slider bzw. frei mit der Hand erzeugt werden. Es muss sich nur die Kamera auf die Person oder Gegenstand zu- bzw. wegbewegen. Wenn man die Kamerafahrt mit der Hand durchführt, besteht die große Gefahr, einen verwackelten Clip zu erhalten, der dann erst noch stabilisiert werden muss. Das gleichzeitige zoomen kann entfallen, da es später im Schnittprogramm realisiert wird.

    Klick auf das Bild links zeigt ein Beispiel.



    Camera-Roll      Camera Roll Shoot
    Kamera wir um die eigene Achse gedreht. Die Richtung der Kamera bleibt dabei immer gleich.
    Geeignet für:
  • Darstellung von Panik
  • Hineinfahren in eine Scene



  • Tracking      Tracking Shoot
    Kamera folgt einem Objekt. Wird meist mit einem Gimbal oder StadyCam gefilmt. Das kann von vorne oder hinten.
    Geeignet für:
  • Mit einer Person in ein Geschehen hinein gehen



  • TEXT      Trucking Shoot
    Kamera folgt einem Objekt von der Seite. Wird meist mit einem Gimbal oder StadyCam gefilmt.
    Geeignet für:
  • Eine Person auf der anderen Straßenseite verfolgen



  • Arc      Arc Shoot
    Wird meist mir einem Gimbal oder StadyCam gefilmt. Die im Film aufgenommene Bogenaufnahme, auch 360-Grad-Aufnahme bzw. Kamerafahrt genannt, umkreist die Kamera in einem Bogenmuster ein Motiv. Das Motiv steht dabei normalerweise still, während die Kamera es mindestens in einem Halbkreis umkreist. Der Begriff "Bogen" leitet sich aus der Mathematik ab und bedeutet ein Segment eines vollständigen Kreises. Dieses Segment in der Aufnahme ist die Umlaufbahn der Kamera.
    Geeignet für:
  • Freies (3-Dimesionales) Filmen innerhalb der Scene
  • Kombination aller Möglichkeiten, wo und wie sich eine Kamera bewegt



  • TEXT      Boom Shoot
    Kamera bewegt sich hoch, bzw. runter. Dabei kann die Kamera horizontal bewegt werden, oder im festen Winkel bleiben. Wird meist mit einem Jib, Kamerakran oder mit hochkant gestelltem Slider gefilmt.
    Geeignet für:
  • Eine Person klettert eine Leiter hoch. Die Kamera befindet sich immer auf gleicher Höhe, wie die Person



  • TEXT      Random Movement / Camera Shake Shoot
    Folgt einem Geschehen, wie es auch das menschliche Auge macht. Wird meist mit der freien Hand gefilmt.
    Geeignet für:
  • Alles Mögliche wird gefilmt, so wie ein Mensch dem Geschehen folgt. Bei einem Geräusch schaut er, was da ist usw.



  • Flip      Flip Shoot
    Die Kamera wird auf einem liegenden Stativ so montiert, dass die Kamera über Kopf gedreht werden kann. Dann kann die Person kommen. Wenn die Person die Kamera erreicht hat, geht sie einfach weiter, wobei die Kamera über Kopf so gedreht, dass die Person über Kopf weiter gefilmt wird. Nachdem der Effekt (über Kopf) seine Wirkung hatte, kann der Clip im Schnittprogramm langsam wieder in die richtige Position gedreht werden.
    Geeignet für:
  • Eine Person kommt auf einen zu und geht "über den Blick der Kamera" weiter.
  • Funktioniert auch von oben. Dann wirkt es wie eine Überwachungskamera mit Personenverfolgung.




  • GreenScreen, Realception und Magic-Mask:
    GreenScreen      Den GreenScreen kennt mittlerweile wohl jeder. Eine Person steht vor einem grünen, blauen, oder anderem einfarbigen Hintergrund, der bei der Person nicht vorkommt. Anschließend wird die Farbe des Hintergrunds herausgefiltert. Übrig bleibt die Person.

    • Schnelle Verschlusszeit (hohe fps) um MotionBlur zu vermeiden. Das Freistellen hat dann bessere Ergebnisse, da sich bei MotionBlur Grün in die bewegenden Kanten "reinmogelt".
    • Der GreenCreen sollte aus undurchsichtigem Material wie z.B. Moloton bestehen. Keine Papprollen verwenden, da die unschöne Lichteffekte reflektieren.
    • Wenn die Kamera bewegt wird, müssen Trackingpunkte vorhanden sein, um die Scene später richtig in den Film einsetzen zu können.
    GreenScreen     
    • Weiches Licht mit einer Softbox, oder weißen Stoff vor die Beleuchtung. Gleichmäßige Beleuchtung ohne Lichtpunkte.
    • Separate Leuchten für den Gegenstand, der gefilmt werden soll. Lichtrichtung und Farbe entsprechend der Richtung im späteren Film. Objekt muss einigen Abstand von ca. 1 bis 2 Meter zur grünen Wand haben, um grüne Reflektionen auf dem Objekt zu vermeiden. Ein hartes Haar-Licht von oben erleichtert das spätere freistellen von Haaren.
    • Das Objekt sollte nicht grün sein und auch nicht spiegelnde Oberflächen haben.
    • Eventuell einen Gegenstand vor das zu filmende Objekt stellen. Das vermittelt einen 3D- bzw. Tiefeneffekt.


    techniken_Realception      In Zukunft könnte der GreenScreen der Vergangenheit angehören, denn das Fraunhofer-Institut hatte die Gründung der Lichtfeldmarke Realceptionauf der IBC (International Broadcasting Convention) bereits 2017 bekanntgegeben. Realception soll Plugins für die bekannten Post Production Tools liefern, die die Arbeit mit Daten von Lichtfeldkameras sowie von mehreren Kameras ermöglichen. Dafür sind statt einer Optik viele optische Einheiten nötig, ähnlich einem Insektenauge, daher auch der Fachbegriff der Plenoptik.
    Kurz gesagt, bei der Lichtfeldfotografie erfasst die Kamera nicht nur Farbe und Helligkeit des ankommenden Lichts, sondern erfasst auch die Richtung der einfallenden Informationen. Dadurch ist es möglich, den aufgezeichneten Raum in drei Dimensionen zu verstehen und die Entfernung des jeweiligen Bildinhalts festzuhalten. Wenn nun die Entfernung z.B. zu einer Person feststeht, kann alles, was nicht dieser Entfernung entspricht, herausgefiltert werden. Übrig bleibt, wie auch beim GreenScreen vor einem herausgefilterten grünen oder blauen Hintergrund, nur die Person. Näheres siehe direkt beim Frauenhofer Instituty. Dort ist auch ein erklärendes Video vorhanden.
    techniken_Magic-Mask      Ein weiterer Grund, warum der GreenScreen nicht mehr den Stellenwert hat, wie bisher. Mit den neu eingeführten KI-unterstützten Magic-Mask-Tools in Davinci Resolve Version 17 können Personen, Tiere usw. in der Bewegung maskiert werden. Früher nannte man das CutOut, was aber bis vor kurzem eher bei einem Wunschdenken blieb.
    techniken_Depth-Map_01      Depth-Map. Mit diesem neuen Tool, dass es in Davinci Resolve nur für die Studio ab Version 18 gibt, kann man z.B. nur Änderungen am Vordergrund oder Hintergrund vornehmen. Die Entfernungen zur Kamera werden so gut es geht in Graustufen dargestellt. Das funktioniert erstaunlich gut. Mit diesem Open FX Effekt kann man eine Maske erstellen, um den Hitergrund von dem Vordergrund auszugrenzen, und z.B. den Hintergrund mit einem Blure-Effekt (Simulation von Schärfentiefe) zu versehen.

    Bildstabilisierung
    Grundsätzlich ist eine Aufnahme von einem Stativ immer das Beste, aber es gibt nun einmal Situationen, wo das nicht möglich, oder nicht sinnvoll ist. Hobbyfilmer sieht man z.B. im Urlaub immer wieder, wie sie die Kamera mit mehr oder weniger Gefühl einfach in der Hand halten. Da die Kameras heutzutage eingebaute Stabilisatoren haben, wird meist das Ergebnis etwas verbessert. Es gibt aber technische Hilfsmittel, die das Ergebnis deutlich verbessern.
    Steadycam_01      Die Steadycam gibt es in diversen Ausführungen. Es handelt sich um eine ausbalancierte, kardanische Lagerungder Kamera. Es gibt sie für Kleinstkameras, wie z.B. für die GoPro, aber auch für Kameras die einige Kilogramm wiegen. Der Umgang damit muss aber etwas trainiert werden.
    Gimbal      Im Zusammenhang mit Drohnen hört man immer häufiger das Wort "Gimbal". Gimbals gibt es in diversen Ausführungen. Es handelt sich auch hier um eine ausbalancierte, kardanische Lagerung der Kamera, die jedoch im Gegensatz zur Steadycam nicht über die Schwerkraft ausbalanciert wird, sondern über Elektromotoren. Da das Ausbalancieren über die Schwerkraft nicht schnell genug funktioniert, nutzt man Elektromotoren. Diese Brushless-Motoren (=bürstenlos) sind extrem schnell. Über ein Sensorpaket, eine so genannte IMU (Inertial measurement unit), werden die Lage und Beschleunigung der Kamera im Raum in Echtzeit gemessen und somit die so genannte Gimbal Control Unit (GCU) gesteuert. Damit es in der benötigten Geschwindigkeit funktioniert, muss die Kamera im Gimbal extrem ausgewogen sein. Der Schwerpunkt muss genau mittig liegen, sodass die Motoren in der "Nullstellung" eigentlich keine Kraft benötigen. Da der Gimbal ein besseres Ergebnis liefert, wird er die Steadycam wohl über kurz oder lang ersetzen.

    Bildstabilisierung durch Software
    Verwackelte Filmaufnahmen lassen sich auch nachträglich mit Software in der Postproduktion stabilisieren. Bei einer statischen Aufnahme wird der Bildbereich ermittelt, der bei allen gleich ist. Nun muss nur noch der Bildbereich auf das Format des Films gezoomt werden. Der Nachteil liegt darin, dass bei stark verwackelten Aufnahmen sehr viel gezoomt werden muss und der Film dadurch unscharf wird. Es können u.U. auch wichtige Bildinhalte abgeschnitten werden.
    Bei nicht statischen Aufnahmen, wie z.B. bei einem Schwenk, wird zunächst der Clip analysiert und aus der zeitlichen Abfolge von Bildern die Rauminhalte hinzugewonnen. Das funktioniert nach den Regeln der Photogrammetrie. Das sind eine Anzahl von Messmethoden, die aus Bildern die Lage und dreidimensionale Form von Objekten bestimmen. Bewegte Clips mit sich ändernden Blickwinkeln auf Objekte sind besonders geeignet. Gut bekannt sind der Warp-Stabiliser, oder auch der 3D-Kameratracker.

    Tip: Geht man schon beim Dreh von einer späteren notwendigen Stabilisierung aus, sollte man mit einer höheren Auflösung und kürzerer Brennweite aufnehmen. Lensflare und Staubpartikel, die durch Gegenlicht auf der Objektivoberfläche sichtbar werden, sollten auf jeden Fall vermieden werden, da später zwar das Bild stabilisiert ist, aber der Staub und die Reflexe "herumwackeln".


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