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Film- bzw. Videoschnitt         (Stand: 19.04.2023)

Zuerst muss eine Filmidee her, bzw. wie komme ich zu einer "Filmgeschichte" und eventuell muss auch die Finanzierung bzw. die Entlohnung geklärt werden. Schon beim Filmen sollte eine klare Vorstellung vom fertigen Film existieren. Welche Framerate und Formate wähle ich? Das ist besonders wichtig bei Einsatz von mehreren Kameras. Welche ISO Blende Shutter wähle ich? Ist der Einsatz von Filtern sinnvoll? Es ist sicherlich auch entscheidend, um was für einen Film-Typ und deren Techniken es sich handelt. Sollen VFX-Effekte eingesetzt werden, oder benötige ich B-Roll Footage? Zu jedem Typ gibt es bestimmte Dinge zu beachten. Ein Film lebt auch von Dialogen und Kommentierungen, das sogenannte Voice-over, aber auch eine Hinterlegung mit möglichst Gema freier Musik. Dabei sind einige Regeln sicherlich sinnvoll. Um es später in der Farbkorrektur etwas leichter zu haben, ist es wichtig, den richtigen Codec mit den richtigen Einstellungen die Scene aufzunehmen. Für manche Effekte sind besondere Techniken in der Kameraführung nötg. Dabei können die verschiedensten Bild-Komositionen zum Einsatz kommen. Es ist aber auch zu überlegen, wie die Geschichte im fertigen Film, also der Ablauf bzw. Filmaufbau gestaltet werden soll. Hier werden das Storyboard und das Drehbuch verwendet.
Etwas anders verhält es sich beim Streaming. Hier handelt es sich oft um Life-Mitschnitte, bzw. Handlungen, die wie z.B. Theateraufführungen durch Umschalten von verschiedenen Kameras während dem Ereignis quasi geschnitten werden. Auch ist es gebräuchlich, sich selber zu filmen , wie z.B. bei einem YouTube-Video.
Im Film bewegen sich meist Objekte vor der laufenden Kamera. Manche Szenen dauern aber einfach zu lange und werden dadurch langweilig. Das kann bis zur Ermüdung und dadurch Desinteresse des Zuschauers gehen. Ein berühmtes Beispiel ist der nicht endend wollende Film über das Wickeln des eigenen Babys. Um das geschehen zu verkürzen, muss der Film durch Schnitte gekürzt werden. Aber Achtung: auch bei den Schnitten können viele Fehler begangen werden. Im Folgenden ein paar Beispiele bzw. auch worauf man achten sollte.

Der Film- bzw. Videoschnitt wird oft auch als Trasition (Übergang) bezeichnt, wobei es sich bei einer Tranistion eher um einen Übergang mit Effekten handelt.

180-Grad-Regel
Die 180-Grad-Regel dient dazu, die Bewegungsrichtungen zu erhalten. Der Zuschauer erlangt beim Zusehen eine Links-rechts-Orientierung des Ereignisses. Das wir auch oft als Handlungsachse bezeichnet. Solange die Kamera auf der gleichen Seite dieser Achse bleibt, erfolgen Bewegungen in der gleichen Richtung. Wenn diese Achse überschritten wird, ist das Richtungssystem um 180 Grad verdreht. Für den Zuschauer ist diese 180 Grad Verdrehung schwer nachvollziehbar und führt zu Irritationen. Ein gutes Beispiel ist die Reportage eines Fußballspiels. Wenn das Spiel permanent von einer anderen Seite gezeigt werden würde, könnte der Zuschauer die Orientierung leicht verlieren. Die Regel kann jedoch, wie jede Regel gebrochen werden, wenn die Kamera einer Bewegung z.B. einer Person oder einem Auto folgt. Dann kann der Zuschauer die Verschiebung der Handlungsrichtungen mitverfolgen und die Orientierung geht nicht verloren.

30-Grad-Regel
Der Kamerawinkel sollte bei einem Anschlussschnitt mindestens 30 Grad auseinander liegen. Wenn die Kamera nach einem Schnitt auf der gleichen Achse bleibt, muss sich der Bildwinkel der Optiken um 30 Grad unterscheiden. Wenn sich die Kameradistanz zum Geschehen nach einem Schnitt ändert, sollte der Heran- oder Wegsprung ausreichend groß sein. Das bedeutet oft, dass eine Einstellungsgröße übersprungen wird.
Diese Regeln sollen verhindern, dass der Zuschauer nicht den Eindruck des "Jump Cut" bekommt. Der Schnitt soll als "unsichtbar" wahrgenommen werden. Schnitte mit weniger als 30 Grad Differenz würden lediglich wie Sprünge erscheinen und die Aufmerksamkeit auf sich selbst ziehen.

Bild- bzw. Achsen-sprung
Beispiel: Ein Auto fährt von links nach rechts. / Schnitt / Das Auto fährt von recht nach links.
Falsch: Das umdrehen des Autos wurde übersprungen. Ein typischer Bildsprung.
Die Ursachen sind:
- Zwei Einstellungen vom gleichen Standort aus
- Fast identische Bildausschnitte
- Aus einer Einstellung wurde etwas herausgeschnitten.
Diesen Fehler entfernt man mit einem so genannten Zwischenschnitt. Ein Zwischenschnitt behebt den Bildsprung-Fehler.

Möglichkeit 1:
Ein eingefügtes Bild oder sehr kurze Scene bezieht sich auf ein Detail in der Aktion. Es kann z.B. der Fahrer des Autos eingeblendet werden.

Möglichkeit 2:
Ein eingefügtes Bild oder sehr kurze Scene bezieht sich auf ein Detail außerhalb der Aktion. Es kann z.B der Kameramann eingeblendet werden, der die Szene filmt.

Jump Cut oder auch Bildsprung
Ein Jump Cut ist sehr deutlich zu sehen und wird auch deutlich wahrgenommen. Es handelt sich um einen Schnitt zwischen zwei Bildern, die hinsichtlich Kameradistanz und Bildausschnitt identisch sind, aber einen Sprung in der Handlung vollziehen. Aus einer Scene werden Teile herausgeschnitten. Die Lücken kann das menschliche Gehirn leicht einsetzten. Dadurch wird die Scene verkürzt und wirkt interessanter.
    Folgende Zwecke erfüllt der Jump Cut:
  • zwei unterschiedliche Einstellungen verbinden
  • zwei ähnliche Einstellungen voneinander trennen
  • weit getrennte Räume oder Zeiten verbinden
  • eine Scene verkürzen
Oft wird ein Jump Cut mit einem Match Cut (siehe unten) verbunden. Der Jump Cut wird auch zum Heranspringen an einen Gegenstand auf der gleichen Kameraachse verwendet. Diese Heran- oder Wegsprünge über viele kurze Aufnahmen des Objekts erwecken den Eindruck großer Dynamik und Dramatik.

Match Cut
Der Match Cut fügt beim Schnitt etwas zusammen, indem z.B. in eine Bewegung hinein geschnitten und diese in einer anderen Umgebung fortgesetzt wird. Es ist die Verbindung von zwei verschiedenen Handlungen, die zeitlich und/oder räumlich getrennt sind. Da die menschliche Wahrnehmung aufeinanderfolgende Eindrücke erst einmal als zusammengehörig aufnimmt, wird so dem Zuschauer oft ein Zusammenhang vorgegaukelt, wo eigentlich keiner ist. Er wird deshalb meist davon ausgehen, die Szene spiele weiterhin am selben Ort zur selben Zeit. Erst im Laufe der Zeit registriert er, dass das nicht der Fall ist. Er beginnt zu begreifen und dadurch wird seine Aufmerksamkeit geweckt. Aus diesem Grund sollte dem Zuschauer nach einem Match Cut genug Zeit und Erklärung gegeben werden, um die Situation zu verstehen.
    Es gibt drei Arten von Match Cut:
  • Graphical Match:
    Das Muster bzw. die Struktur von zwei unterschiedlichen Clips sind in etwa deckungsgleich. Mit einer weichen Blende kann dann sehr gut der Szenenwechsel realisiert werden.
  • Match on Action:
    Eine Bewegung wird in der nachfolgenden Scene fortgesetzt.
  • Sound Bridge
    Eine kurze Einblendung z.B. mit einem zum Thema passenden Zwischenclips in dem ein passender und deutlicher Ton zu hören ist.
    Beispiele für Match Cut:
  • Am Ende der letzten Szene und am Anfang der folgenden Szene werden zwei unterschiedliche Gegenstände so positioniert, dass die Gegenstände nahtlos ineinander überzugehen scheinen. Nicht zu verwechseln mit Morphing, bei dem ein Gegenstand in einen anderen Gegenstand verwandelt wird. (Graphical Match)
  • Ein identischer Ablauf oder Gegenstand wird in unterschiedlichen Epochen gezeigt. Eine Banane liegt in einer Obstschale. Schnitt. Drei Wochen später die gleiche Banane, nur, dass sie jetzt anders aussieht. Hierdurch wird ein Zeitsprung verdeutlicht. (Graphical Match)
  • Eine Person geht von rechts nach links. Schnitt in der Bewegung. In der folgenden Scene geht eine andere Person ebenfalls von rechts nach links, wobei sie genau an der Stelle beginnt, an der die Person der ersten Scene durch den Schnitt beendet wurde. (Match on Action)
  • Jemand geht zur Tür hinausgeht. - Cut - Auf der anderen Seite der Tür geht eine völlig andere Person, die gerade aus einer Tür kommt weiter. (Match on Action)
  • In zwei aufeinanderfolgenden Scenen passt bis auf das Geräusch oder Ton nichts zusammen. Hier wird als Verbindung nur das Geräusch oder Ton verwendet. (Sound Bridge)
    Weitere Beispiele mit anderen Möglichkeiten:
  • Zwei aufeinanderfolgende Scenen haben die gleichen Lichtstimmungen.
  • Ähnliche Gegenstände bzw. Gegenstände, die zusammengehören werden in verschiedenen Einstellungen an verschiedenen Orten gezeigt. Zum Beispiel gehört zu einem Auto immer ein Reifen oder eine Lok zu Schienen.
Parallelmontage
Die Parallelmontage, auch Kreuzschnitt oder Wechselschnitt genannt, ist eine Technik bei der mehrfach zwischen zwei oder mehreren Handlungen eines Filmes hin- und her-geschnitten wird. Parallelmontagen dienen meistens der Spannungssteigerung. Sie stellen einen Zusammenhang zwischen zwei oder mehreren selbstständigen räumlich getrennten Handlungen dar. Oft finden unterschiedliche Ereignisse an unterschiedlichen Orten gleichzeitig statt. Der Kreuzschnitt kann aber auch Handlungen zeigen, die zu verschiedenen Zeiten stattfinden. Die einzelnen Scenen müssen jedoch zum Begreifen der Geschichte des Films beitragen.

Split-Screen
Der Bildschirm wird in kleinere Ausschnitte aufgeteilt, um die Scene von verschiedenen Seiten, oder parallele Handlungen gleichzeitig zu zeigen. Beispiel: Zwei Personen befinden sich zwar in einer Wohnung, aber in unterschiedlichen Räumen. Jede Person wird in einer Bildschirmhälfte gezeigt.

Ermüdender Schnitt
Aufeinanderfolgende Totalen (Gesamtaufnahmen) sind unattraktiv. Totale auf Totale gibt selten einen guten Schnitt.
Besser: NAH auf NAH belebt den Film. Es sollte, wenn immer möglich Nah- und Großaufnahmen aneinandergefügt werden. Der Film wird lebendiger. Regel zur Einstellungslänge: je mehr auf dem Bild zu sehen ist, desto länger soll die Einstellung sein. Daraus folgt: Totale = 4 - 8 sec. Großaufnahme: 0.5 - 4 sec. (nur als grobe Richtschnur!)

cut-in-action (unsichtbarer Schnitt)
Eine altbekannte und elegante Methode um zwei Einstellungen zusammenzufügen ist der Schnitt in die Bewegung. (Auch bekannt unter: "continuity editing system", "unsichtbarer Schnitt".)
Beispiel 1: Eine Person macht einen Kopfsprung ins Wasser. (Kamera ist auch unter Wasser). /Schnitt/ (Kamera jetzt über Wasser) Person schießt aus dem Wasser mit dem Bauch direkt auf eine Luftmatratze. Diese Einstellung ist nur sehr kurz. /Schnitt/ Nächste Einstellung: Person liegt statt auf der Luftmatratze auf einer Frau.
Beispiel 2: Ein langsamer Schwenk, dann extrem schneller Schwenk in die gleiche Richtung zur nächsten Scene.

Video-Insert
Beispiel: Ein Sänger macht seinen Gesangsvortrag (Videobild des Sängers und Aufnahme des Originaltons).
Von einem Video-Insert spricht man, wenn ein Teil der Videobildaufnahmen des Sängers durch andere Videobilder (beispielsweise des Publikums oder aus dem Privatbereich des Sängers) ersetzt wird, während der Originalton des Gesangsvortrags unverändert beibehalten wird.

Weitere Möglichkeiten für einen Schnitt.

Matched Action
Eine Aktion wird nach dem Schnitt in der folgenden Scene weitergeführt.
Beispiel: Eine Person schlägt mit seiner Faust in das Gesicht einer anderen Person. Dabei wird der schlagende von hinten gezeigt. Bei dem Aufprall des Schlages wird geschnitten. Nun benötigt man eine zweite Aufnahme, um die geschlagene Person besser zeigen zu können.

After Action
Eine "normale" Scene folgt unmittelbar einer Action-Scene.
Beispiel: Eine Person reißt alle Gegenstände von einer Kommode. Schnitt. Die fassungslose Verwandtschaft wird gezeigt.

Before Action
Eine Action-Scene folgt unmittelbar einer "normalen" Scene.
Beispiel: Eine Person schaut in den Himmel. Schnitt. Zwei Flugzeuge stoßen zusammen.

Entrance/Exit
Schnitt, nachdem eine Person einen Raum verlässt oder betritt.

Foreground Wipe
Schnitt, weil ein störender Gegenstand z.B. bei einer Kamerafahrt ins Bild kommt.

Look Off
Auf Blicke schneiden. Eine Person schaut irgendwo hin. Schnitt. Es wird gezeigt, was die Person sieht.
Beispiel mit Fehler: Eine Person schaut erst nach oben zu einer Glocke in einem Kirchturm, dann aber noch kurz nach unten. Erst jetzt wird geschnitten. Der Anschluss-Schnitt zu der oben hängenden Glocke wurde um ein paar 100stel Sek. verpasst!
Richtig: Eine Person schaut nach oben. Genau hier erfolgt der Anschluss-Schnitt zu der oben hängenden Glocke.

Dialogue Referent
Eine Person übergibt einen Gegenstand, auf dem eine Art Thema zu sehen ist (z.B. ein Zeitungsartikel). Schnitt. Eine Scene, die sich auf das Thema bezieht.

Reaction
Ein Schnitt, weil die Reaktion auf eine andere Person gezeigt werden soll. Beispiel: Die Kamera zeigt eine Person, die etwas Schlimmes sagt. Schnitt. Die Kamera zeigt die andere Person mit dessen Reaktion.

Thought Referent
Ein Schnitt, weil gezeigt werden soll, was eine Person denkt.
Beispiel: Eine Person denkt über etwas nach. Schnitt. Es wird gezeigt, über was die Person nachdenkt. Das kann z.B. in einer Mordaufklärung eine Erinnerung sein, die etwas erklärt.

Visual Linkage
Ähnliche Abläufe, die nichts miteinander zu tun haben. Beispiel: Eine Person versucht einen Ball zu fangen. Schnitt. Eine andere Person fängt einen Ball oder einen anderen Gegenstand.

Dialogue Overlap
Ein Schnitt, weil bei einem Dialog zwischen Personen immer auf den gezeigt werden soll, der gerade spricht.

Audio Linkage
Der Ton von zwei Sequenzen wird überlagert. Es wirkt wie eine Transition.

Loud Sound
Ein Schnitt mitten in einem sehr lauten Ereignis. Das wird gerne bei Explosionen genommen, um die Explosion mehrfach aus verschiedenen Richtungen und Perspektiven zu zeigen.

L-Cut
TEXT Der Ton läuft weiter, während ein weiterer Clip bereits läuft. Der Schnitt sieht aus, wie ein "L".
Beispiel: Eine Person wählt am Telefon eine Nummer. Der Ton läuft weiter, während bereits die angerufene Person im folgenden Clip zu sehen ist.

J-Cut
TEXT Der Clip läuft weiter, während der Ton vom folgenden Clip bereits läuft.
Beispiel: Ein Coundown läuft, aber es ist noch nicht zu sehen wozu der Countdown dient. Nach dem Schnitt des Clips in den nächsten Clip sieht man einen Raketenstart.

Assoziativer Cut
Völlig unterschiedliche Sequenzen werden so hintereinander montiert, dass im Unterbewusstsein des Zuschauers eine Verknüpfung stattfindet. Beispiel: Mann und Frau sitzen sich gegenüber und kommen sich allmählich körperlich näher, bis sie sich küssen. Diese Sequenz wird immer wieder durch Scenen oder kurz eingeblendeten Bildern von ihm oder ihr unterbrochen. Diese Unterbrecher können zum Beispiel zeigen, wie sie sich kennengelernt haben.

Clip-Technik
Schneller und Krasser Schnitt vom Sequenzen und Einzelbildern im Takt der Musik oder auch Willkürlich. Wird oft in Musikvideos verwendet, aber auch in Kampf-Scenen, um Geschwindigkeit zu suggerieren.

Trailer-Cut
Schnelle und kurze Sequenzen aus einem Film in nicht unbedingt chronologischer Reihenfolge. Diese Sequenzen inklusive Senderlogo und Filmtitel sollen zum Anschauen des Films animieren.

Twins-Cropping
Ein Objekt wird geklont und als Dubel (auch mehrfach) in die laufende Scene schlagartig eingesetzt. Das wirkt dann, wie ein Schnitt.

Transition
Transitions sind eine weitere Möglichkeit, Clips zu schneiden. Sie gibt es in großer Anzahl und Varianten.
Sie sollten jedoch immer mit Bedacht eingesetzt werden.
Statik      Animierter Schnitt anhand eines im Bild durchziehenden Gegenstands.
Die Kamera wird entsprechend dem gewünschten Ergebnis geführt. Im zweiten Teil kann es sich auch um eine stehende Kamera, oder ein Standbild handeln.
Geeignet für:
  • Bewegugen weiterzuführen
  • Anschluss-Clip aus einem anderen Winkel zu zeigen
  • Scenenwechsel


  • Weitere Techniken, oft in der Kameraführung, um Effekte zu generieren, habe ich hier zusammengetragen.



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